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Fasten – Eher Sinn oder Unsinn?

Vom Fasten profitieren Körper, Geist und Seele

Gerade vor Ostern nehmen sich viele vor zu fasten und auf etwas Bestimmtes zu verzichten. Dabei ist dies ganz und gar nicht ein Trend der Neuzeit. Schon Hippokrates als der berühmteste Arzt der Antike, der Jahrhunderte vor Christus lebte, behauptete, dass Fasten heilsame Wirkungen auf das leibliche Wohl haben kann. Da es vor Christus noch gar kein Christentum gab, wusste Hippokrates vermutlich nichts von Religionen. So könnte man meinen, dass das Fasten mit Religion ursprünglich wohl nichts am Hut hat: In allen Kulturen gibt es irgendeine Form des körperlichen Verzichts.
Auch dem griechischen Gelehrten Pythagoras wird nachgesagt, dass er seine Schüler 40 Tage hungern ließ, um deren Verstand zu schärfen. Ebenso war der Philosoph Epikur ein Verfechter des Nahrungsverzichts, um für leibliches und mentales Wohlergehen zu sorgen.

Heilfasten

Mit am Bekanntesten ist hierzulande das Heilfasten. Ins Leben gerufen wurde dies von Otto Buchinger und ist streng genommen eine Diät, die auf Gemüsebrühe, Wasser und ungesüßtem Tee beruht (ca. 3 Liter täglich). Normalerweise dauert sie etwas länger als sechs Tage und wird durch eine gründliche Darmreinigung eingeläutet: Glauber- oder Bittersalz soll den Darm komplett entleeren. Außerdem sollte man sich bewusst mehr bewegen, um einem Muskelabbau vorzubeugen.
Als größtes Ausscheidungsorgan rückt dabei die Haut immer mehr in den Fokus. Beispielsweise soll mittels ausgiebigem Bürsten der Kreislauf und der Lymphfluss angeregt werden, um die Ausscheidung weiter anzukurbeln. Ein Basenbad soll dies zusätzlich unterstützen.

Beim Basenfasten steht vor allem das Entsäuern im Fokus. Dabei sollen – wie der Name schon sagt – nur basische Lebensmittel gegessen werden. Zu viel Säure im Körper scheint im Zusammenhang mit verschiedenen Erkrankungen zu stehen (dazu bald mehr auf meinem Blog). Im Weiteren beziehe ich mir vor allem auf den mehrtägigen Verzicht auf feste Nahrung.

Warum ist das Fasten gerade in der heutigen Zeit so beliebt?

Gerade in der heutigen Zeit ist das Fasten wieder neu aufgelebt: In der westlichen Welt leben wir in einer Überflussgesellschaft, alles existiert permanent verfügbar in Fülle. Gleichzeitig machen wir zu wenig Sport und essen zu viel. Die Statistiken bestätigen dies: ca. 66% der Männer und 50% der Frauen über 20 sind bereits übergewichtig, ca. 23% davon sind fettleibig – Tendenz steigend.

Gerade ein solches Extrem ist meist Quell einer Gegenbewegung: Der Sehnsucht nach Leere und Verzicht sowie der Fokus auf das Wesentliche.
Das Fasten und der bewusste Verzicht auf genau diesen Überfluss wird von vielen als „Reset-Taste“ empfunden, die den eigenen Körper und Geist wieder auf Werkseinstellungen zurückzubringen vermag. Häufig wird daher neben dem Körper auch eine Regeneration der Seele verfolgt.
Besonders im Anbetracht steigender Fälle von Zivilisationskrankheiten, die vor allem auch darauf beruhen, dass wir unserem Körper täglich zu viel Zucker und zu viele Kalorien zuführen und ihn permanent mit Verdauungsprozessen belasten, fällt ein neues Licht auf das Fasten.

Fasten ist nicht nur vor Ostern voll im Trend :)
Fasten ist nicht nur vor Ostern voll im Trend 🙂

Doch ist unser Körper überhaupt für das Fasten gemacht?

Viele Experten sind sich einig: Ein gesunder Körper ist sogar dafür gemacht zu fasten. Ja, es sei sogar eine der elementaren Fähigkeiten unseres Körpers ohne Nahrung zurechtzukommen, viel mehr sogar als mit Übergewicht und Völlerei. Unser Körper hat sich Jahrhunderte lang problemlos von unseren Reserven ernährt, wenn weder Jäger noch Sammler erfolgreich waren. Der Stoffwechsel stellt sich dabei automatisch um, sodass zunächst die Glykogenspeicher in der Leber, überflüssiges Eiweiss im Bindegewebe und dann die Fettspeicher angezapft werden. Unser Körper ist sogar in der Lage aus körpereigenen Fetten und Muskelproteinen, Zucker und Ketonkörper herzustellen. Damit kann beispielsweise das Gehirn ausreichend versorgt werden. Diesen Vorgang nennt man Ketogenese bzw. Ketose und findet in der low carb-Bewegung große Beachtung – auch dazu bald mehr auf meinem Blog.

Negative Effekte vom Fasten

Bewegen wir uns während einer langen Fastenzeit zu wenig, baut der Körper Muskeln ab, Darmbakterien können unzureichend mit Nahrung versorgt werden und immungeschwächte Menschen können noch anfälliger für Infekte werden. Jedoch baut unser Körper immer Muskeln ab, wenn wir uns weniger und zu wenig bewegen. Darmbakterien werden auch bei ballaststoffarmer Nahrung unterversorgt. Beides tritt zudem erst nach einer Fastenzeit von mehr als 6-10 Tagen ein. Diesem könnte man zudem entgegenwirken, wenn man ein Mindestmaß an Ballaststoffen, Proteinen, Vitaminen, Spurenelementen und Mineralien zuführt.

Positive Effekte vom Fasten

Eine „Entschlackung“, wie sie häufig propagiert wird, findet nicht statt. In unserem Körper gibt es gar keine Schlacken, die „entschlackt“ werden könnten. Dennoch gibt es nachweisbare Effekte, die auf das Fasten zurückzuführen sind, die nicht nur den Gewichtsverlust beinhalten.

Der freiwillige Verzicht auf Nahrung führt mehrfach nachgewiesen zu einem höheren Serotoninspiegel. Serotonin ist als eines unserer Glückshormone bekannt. Nach 2-3 Tagen ist unser Körper in der Lage das unangenehme Hungergefühl indirekt durch Regulation des Serotoninspiegels zu steuern. Eine deutliche Stimmungsstabilisierung und gar Euphorie tritt ein – oft auch „Fasten-High“ genannt.

Zudem haben mehrere voneinander unabhängige Studien gezeigt, dass eine deutliche Besserung von Bluthochdruck erreichbar ist. 82% der Bluthochdruck-Teilnehmer einer Studie wiesen danach normale Blutdruckwerte auf. Des weiteren wurde mehrfach verdeutlicht, dass Fasten auch andere Risikofaktoren die zur Arterienverkalkung führen können, positiv beeinflusst. Auch Asthma, Allergien oder entzündliche Erkrankungen wie Rheuma und Arthritis können nachweisbar gelindert werden. Patienten mit Diabetes Typ II zeigen deutlich verbesserte Blutwerte. Gerade auch unser Verdauungstrakt ist auf Phasen der Ruhe zur Selbstreinigung angewiesen – hierzu bald ein ausführlicher Beitrag.

„Anti-Aging: Wenn man spät den Löffel abgeben will, muß man sich immer früh von Messer und Gabel trennen können.“

Gerhard Uhlenbruck, deutscher Immunbiologe und Aphoristiker

Auch zeigt sich ein deutlicher Rückgang der Wahrscheinlichkeit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden. Sogar unterstützende Effekte in der Krebstherapie sind mehrfach nachgewiesen worden.

Die positiven Effekte sind bemerkenswert

Außerdem gibt es starke Zusammenhänge mit kognitiven Fähigkeiten und dem Essensentzug: Unser Gehirn scheint am schärfsten zu funktionieren, wenn wir hungrig und körperlich aktiv sind – ganz ähnlich wie ein Löwe auf Streifzug. Langfristig können Fastenphasen somit auch Alzheimer und Demenz vorbeugen. (Vor allem Fontana, Wan und Mattson zeigen dies in ihren Studien, die Du in den Quellen nachlesen kannst!)

Nicht zu vernachlässigen ist auch die Autophagie, die in jeder Körperzelle beim Nahrungsentzug angestossen wird. Autophagie ist streng genommen ein Selbstverdauungsprozess. Hier finden Aufräum- und Reinigungsarbeiten statt, die in jeder Zelle beginnen, sobald sich unser Körper in längerem Energiedefizit befindet. Salopp formuliert, beginnt dann ein Frühjahrsputz und alles, was keine Miete zahlt und nicht mehr benötigt wird, wird zu Energie verbrannt oder für den Aufbau neuer Strukturen verwendet. So werden auch zellschädigende Moleküle entsorgt, die später noch gesundheitliche Probleme verursachen könnten. Die Autophagie ist ein Selbstheilungsprozess, der immer größere Beachtung findet: Im Herbst 2016 hat der japanische Zellbiologe Yoshinori Ohsumi für seine Forschung an der Autophagie einen Nobelpreis erhalten.

Eine komplette Nulldiät wird im heutigen Alltag für die meisten von uns nicht wirklich problemlos realisierbar sein. Entweder ist man mental noch nicht so stark, leckerem Essen tagelang aus dem Weg zu gehen oder es ist sozial nicht so einfach umsetzbar. In den nächsten Wochen, werde ich Dir aber zeigen, wie eine abgewandelte Form des Fastens für jeden durchaus machbar ist: Das intermittierende Fasten bzw. Intervallfasten. Übrigens ist das genau meine Ernährungsweise, die für mich persönlich meist unkompliziert umsetzbar und für meinen Körper optimal ist. So komisch es klingt, aber mein Körper ist mein Kapital und das sollte er auch für jeden von uns sein, egal welchem Beruf er nachgeht. 😉

Hier sind meine verwendeten Studien/Quellen zu finden, teilweise mit Links zum Nachlesen – ist eine ganze Menge! 🙂

Viele Religionen haben eine Art des Fastens in ihrem Glauben fest verankert. Im Christentum endet die wichtigste Fastenzeit an Ostern. Doch ist Fasten wirklich sinnvoll und welche negativen und positiven Effekte können durch das Fasten entstehen? Ich verrate Dir alles zu diesem wichtigen Thema in meinem Blogbeitrag.

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