Stevia – das Süßkraut aus Lateinamerika
Stevia (auch Steviol/Stevioglykoside oder E 960 als Zusatzstoff) ist ein aus Lateinamerika stammendes Süßkraut, das in vielen Teilen der Welt zum Süßen und als Zuckeralternative genutzt wird. Außerdem bringt es viele Vorteile mit sich: Es hat keinen Einfluss auf unseren Blutzuckerspiegel und enthält keine Kalorien. Außerdem löst der Verzehr von Stevia kein Karies aus – ganz anders als Zucker.
Problematisch ist für viele der lakritzartige Geschmack und die Herstellung von Stevia. Das im Handel erhältliche Stevia ist nur ein Teil der eigentlichen Pflanze, der in aufwendigen chemischen Verfahren extrahiert wird: das Steviol. Wegen der aufwendigen chemischen Herstellung trägt kein Stevia-Produkt das Bio-Siegel. Die Steviolglykoside werden in einem mehrstufigen Verfahren aus den Blättern des Süßkrauts extrahiert: Trocknung, Mazeration, Fällung und Entfärbung, Ionenaustausch und mehrfache Kristallisierung. Somit soll eine Reinheit von mindestens 95 % erreicht werden.
Die Süßkraft des Süßkrauts ist 300-mal größer als die von Zucker. Im Gegensatz zu Zucker enthält es keine Kalorien, wirkt sich somit nur minimal auf den Blutzuckerspiegel aus und ist für eine low-carb/kohlenhydratreduzierte Ernährung geeignet.
Es gibt aber einen Haken beim Konsum von Stevia
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sollte die tägliche Zufuhr von Stevia sicherheitshalber 4 mg/kg Körpergewicht jedoch nicht übersteigen, da noch aussagekräftige Studien zur Langzeitwirkung fehlen. Bei einem Körpergewicht von 70 kg, sind demnach 280 mg pro Tag in Ordnung. Da das Süßkraut 300-mal süßer ist als Zucker, müsstest Du also 84.000 mg oder 84 g täglich konsumieren. Das wiederum entspricht etwa 28 Würfel Zucker pro Tag. Ganz schön viel, oder? 😉
In Tierversuchen zeigte sich eine toxische, DNA-schädigende Wirkung bei sehr hohem Konsum. In Japan wird das Süßkraut beispielsweise seit mehr als 3 Jahrzehnten als Süßstoff genutzt ohne bisher negative Auffälligkeiten zu zeigen. Jedoch wird dort auch weitaus weniger süß gegessen als in westlichen Ländern.
Ähnlich wie bei extrahierter Fruktose, die nicht die Vorteile mit sich bringt wie der Konsum einer ganzen Frucht, verhält es sich auch bei Stevia: Den Blättern werden blutdrucksenkende, entzündungshemmende, harntreibende Eigenschaften und präventive Besonderheiten bezüglich Krebs nachgesagt. Diese Vorteile gehen durch die sehr starke Verarbeitung der Blätter verloren.
Stevia, wie wir es hierzulande als Pulver, Flüssigsüßstoff oder Tablette kaufen können, ist durch seine starke Verarbeitung weit entfernt von einer natürlichen Zucker-Alternative. Außerdem fehlen noch aussagekräftige Studien zur genauen Langzeitwirkung auf unseren Körper.
Legst Du nun vor allem darauf Wert kalorienfrei oder low-carb zu süßen, ist das Süßkraut eine gute Alternative.
Allerdings gilt auch hier: Um auf Nummer sicher zu gehen und um Dein Verlangen generell nach Süßem zu reduzieren, solltest Du eher eine allgemeine, langfristige Reduktion von Zucker und seinen Alternativen anstreben.
PRO
+ Stevia hat 0 Kilokalorien, keine Auswirkung auf unseren Blutzuckerspiegel, führt damit kaum zu Insulinausschüttung und ist somit für eine low-carb/kohlenhydratredzuierte Ernährung geeignet
+ verursacht kein Karies
CONTRA
– Umrechnungsbedarf bei der Verwendung
– Bringt einen relativ starken Eigengeschmack mit sich
– Langzeitwirkungen sind noch weitgehend unerforscht
Hast Du schon einmal Stevia gekauft oder gar verwendet? Stört Dich der Eigengeschmack oder auch der Umrechnungsbedarf? Oder verwendest Du eine ganz andere Zuckeralternative? Ich bin gespannt auf Deine Meinung! 🙂
Hier die Quellen und Studien zu diesem Blogbeitrag
Allam, A./Nassar, A./Besheit, S. 2001: Nitrogen fertilizer requirements of Stevia rebaudiana bertoni, under Egyptian conditions, in: Egyptian Journal of Agricultural Research, Vol. 79, 2001, pp. 1005-1018.
Anton, S. D./Martin, C. K./Han, H./Coulon, S./Cefalu, W. T./Geiselman, P./Williamson, D. A. 2010: Effects of stevia, aspartame, and sucrose on food intake, satiety, and postprandial glucose and insulin levels, in: Appetite, Vol. 55, 2010, No. 1, pp. 37-43.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2900484/
Brusick, D. J. 2008: A critical review of the genetic toxicity of steviol and steviol glycosides, in: Food and Chemical Toxicology, Vol. 46, 2008, No. 7, pp. S83-S91.
Gasmalla, M. A. A./Yang, R./Hua, X. 2014: Stevia rebaudiana Bertoni: An alternative Sugar Replacer and Its Application in Food Industry, in: Food Engineering Reviews, Vol. 6, 2014, No. 4, pp. 150-162.
Goyal, S. K./Samsher/Goyal, R. K. 2010: Stevia (Stevia rebaudiana) a bio-sweetener: a review, in: International Journal of Food Sciences and Nutrition, Vol. 61, 2010, No. 1, pp. 1-10.
https://www.researchgate.net/publication/40448347_Stevia_Stevia_rebaudiana_a_bio-sweetener_A_review
Kienle, U. 2010: Welches Stevia hätten Sie denn gerne? Anbau und Herstellung – Perspektiven weltweit, in: Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Jg. 5, 2010, Nr. 2, S. 241-250.
4 Comments
Sara
22. Februar 2017 at 17:15Liebe Rosa,
ich mag deinen Blog! Immer schön kurz und knackig 😉
Meine Alternative zu Zucker ist Agavendicksaft, da ich finde, dass es eine leckere Süße ist und wenig Eigengeschmack hat. Allerdings habe ich keine Ahnung bezüglich Kalorien, da ich darauf nicht achte. Mir geht es darum, eine natürliche Alternative zu raffiniertem Zucker zu verwenden, die man sowohl zum Backen als auch zum Süßen von Kaffee verwenden kann 🙂
Liebe Grüße
Sara
22. Februar 2017 at 17:23Noch ein kleiner Nachtrag: Was hältst du von Kokosblütenzucker? Habe ich bisher nur einmal so pur probiert und ich bin von der extremen Süße erschrocken. Diese Zucker-Alternative wird seit letzten Jahr auch ziemlich gehypt, unter anderem auf der BIOFach- Messe…
rosalazic
22. Februar 2017 at 17:30Liebe Sara,
vielen Dank für Deine lieben Worte – ich freue mich sehr, wenn Dir mein Blog gefällt! Ich geb‘ mein Bestes und freue mich sehr, wenn meine Herzensangelegenheit auch ein wenig weiterhilft. 🙂
Wenn es Dir nicht wichtig ist, wie viele Kalorien Du zu Dir nimmst, ist Agavendicksaft eine gute natürliche Alternative zu raffiniertem Zucker. Du nimmst nämlich – im Gegensatz zu Zucker – zumindest noch ein paar Nährstoffe (Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe) zu Dir. Agavendicksaft und Kokosblütenzucker werde ich demnächst unter dem Thema „Fruchtzucker“ bearbeiten und Dir da wichtige Infos geben! Es lohnt sich also dranzubleiben 🙂
Alles Liebe und vielen Dank fürs Lesen & Kommentieren,
Rosa 🙂
Sara
22. Februar 2017 at 19:18Super! Freue mich schon drauf 🙂