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Winterblues, Ade! Warum uns Sonne so gut tut

Wozu brauchen wir eigentlich Tageslicht?

Kaum kämpfen sich die ersten Sonnenstrahlen durch unser winterliches Grau in Grau fühlen wir uns wie neugeboren und könnten Bäume ausreissen. Scheint morgens die Sonne, stehen wir sogar gerne auf und sprudeln gerade so vor Tatendrang – doch warum ist das so?

Unser Körper braucht natürliches Sonnenlicht bzw. Tageslicht, um Vitamin D produzieren zu können. Wobei die Bezeichnung „Vitamin“ D hier nicht ganz stimmt: Vitamine kann unser Körper normalerweise nicht selbst herstellen, sondern kann diese nur über die Nahrung aufnehmen. Vitamin D kann der Körper allerdings mit Hilfe von Sonnenlicht produzieren. Demnach ist Vitamin D eigentlich korrekterweise eine Art Hormon, das bis zu 4 Monate in unserem Körper gespeichert werden kann.

Wozu brauchen wir Vitamin D?

Vitamin D ist zuständig für die Regulierung unseres Calcium-Spiegels und für den Knochenaufbau. Außerdem spielt es eine tragende Rolle bei Prozessen der Fortpflanzung und Fruchtbarkeit, beim Wachstum und bei der Entwicklung, im Immunsystem und in der Stressbewältigung, sowie bei der Verdauung, der Drüsenfunktion und im zentralen Nervensystem.

Ein Vitamin D-Mangel äußert sich dementsprechend mit einer schlechten Knochenstärkung bzw. -versorgung, die zu Osteoporose führen kann. Außerdem stehen Depressionen, Muskelschwäche, Knie-/Rücken- und Kopfschmerzen, Hautprobleme, Schlafstörungen, Müdigkeit und eine erhöhte Infektanfälligkeit in starkem Zusammenhang mit einer Unterversorgung von Vitamin D. Zudem ist der Bedarf an Vitamin D höher, je mehr Stress und z.B. weniger Schlaf wir haben.

Verschiedene Studien zeigen sogar, dass Sonnenlicht auf unserer Haut mit einem geringeren Erkrankungsrisiko bei 15 Krebsarten einhergeht. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit den Krebs (z.B. Magen-/Brust- oder Eierstockkrebs) zu besiegen wesentlich höher: Voneinander unabhängige Studien zeigten teilweise ein um 47% (!) reduziertes Risiko an Magenkrebs zu sterben im Vergleich zu Personen mit geringer Konzentration von Vitamin D im Blut. Es stellte sich mehrfach heraus: Je höher der Vitamin D-Spiegel war, desto geringer war die Sterblichkeitsrate.

Einmal Vitamin D-Speicher volltanken, bitte!
Einmal Vitamin D-Speicher volltanken, bitte!

Sonnenlicht ist nicht nur für die Vitamin D-Produktion wichtig

Nicht nur für unseren Vitamin D-Haushalt ist Tageslicht oder besser Sonnenlicht (da intensiver) von großer Bedeutung. Es trägt auch dazu bei, Depressionen und vor allem Winterdepressionen zu bekämpfen. Zu wenig natürliches Licht beeinflusst unseren Melatonin-Spiegel, da unser Körper bei Lichtmangel zu viel davon produziert. Melatonin ist ein Hormon, das unser Gehirn bei Dunkelheit produziert, und für unseren Tag-Nacht-Rhythmus zuständig ist. Zu wenig Melatonin sorgt beispielsweise für Einschlafstörungen, zu viel für ständige Müdigkeit.

Das Problem ist einerseits, dass die Tage im Winter „kürzer“ sind und andererseits, dass die Sonnenintensität geringer ist. Oftmals scheint die Sonne im Winter auch seltener durch die Wolken oder den Hochnebel und es ist generell dunkler. Hinzu kommt, dass wir uns bei Kälte meist weniger draußen bewegen und wenn wir uns dazu überwinden, sind wir so in Klamotten gepackt, dass meist nur unser Gesicht Sonnenlicht abbekommt. Zur Vitamin D-Produktion reicht es aber nicht, nur die Sonne draußen scheinen zu sehen, sondern es wird nur gebildet, wenn das Sonnenlicht auch auf die Haut trifft.

Je nachdem, wie stark die Sonne ist bzw. wie viel Fläche wir ihr präsentieren, reichen schon 10 bis 20 Minuten pro Tag vollkommen aus. Falls Du also einen klassischen 9-to-5-Job hast und im Winter vor Sonnenaufgang das Haus verlässt und nach Sonnenuntergang wieder nach Hause kommst: Nutze Deine Mittagspause, um ein wenig Tageslicht zu erhaschen oder hole Dir eine Tageslichtlampe. Diese simuliert das natürliche Tageslicht und führt zu ähnlichen Erfolgen, im Gegensatz zu gängigem Kunstlicht.

Kann ich zu viel Sonne tanken?

Wie vieles im Leben hat auch das Sonnenlicht  – im wahrsten Sinne des Wortes – eine Schattenseite: 90% der sichtbaren Hautalterung (z.B. Falten, Pigmentflecken) sowie viele Erkrankungen an grauem Star (auch Katarakt genannt) sind auf das Sonnenlicht zurückzuführen. Letzterem kannst Du allerdings sehr gut mit Hüten und Sonnenbrillen vorbeugen. Zudem geht ein großer Teil der Erkrankungen an Hautkrebs auf das Konto von exzessivem Sonnenbaden und Solarienbesuchen.

Studien zeigen auch, dass es möglich ist, süchtig nach Sonne zu werden: Sonnenlicht aktiviert nämlich die Produktion von Endorphinen, die als Glückshormone gelten.  Problematisch dabei ist, dass in Solarien vor allem nur von UVA-Strahlung Gebrauch gemacht wird, zur Vitamin D-Produktion brauchen wir allerdings UVB-Strahlung. Generell ist UV-Strahlung krebserregend und die Ursache für mehr als 50 % aller Hautkrebserkrankungen.

Das richtige Maß ist vor allem im Sommer wichtig

Die Gefahr, die von Sonnenlicht ausgeht, kann und sollte nicht vernachlässigt werden. Trotzdem gibt es keine Belege dafür, dass eine normale Sonnenzufuhr schädlich ist. Erst das extreme/exzessive Sonnenbaden in Verbindung mit Sonnenbrand zeigt eine Verbindung zu erhöhter Wahrscheinlichkeit an Hautkrebs zu erleiden. Eine Überdosis an Vitamin D kann der Körper jedenfalls nicht selbst herstellen.

Fühlst Du Dich auch wie neugeboren, sobald der Frühling sich bemerkbar macht und die ersten Sonnenstrahlen das Eis zum Schmelzen bringen? Leidest Du auch ein wenig unter dem Winterblues und bist ständig müde und antriebslos? Dann verrate es mir in den Kommentaren – ich bin gespannt! 🙂


Hier die Quellen und Studien für diesen Blogpost

Fell, G. L./Robinson, K. C./Mao, J./Woolf, C. J./Fisher, D. E. 2014: Skin β-Endorphin Mediates Addiction to UV Light, in: Cell, Vol. 157, 2014, pp. 1527-1534.

Grant, W. B./Garland, C. F. 2006: The Association of Solar Ultraviolet B (UVB) with Reducing Risk of Cancer: Multifactorial Ecologic Analysis of Geographic Variation in Age-adjusted Cancer Mortality Rates, in: Anticancer Research, Vol. 26, pp. 2687-2700.

Keum, N./Giovannucci, E. 2014: Vitamin D supplements and cancer incidence and mortality: a meta-analysis, in: British Journal of Cancer, Vol. 111, 2014, pp. 976-980.
http://www.nature.com/bjc/journal/v111/n5/full/bjc2014294a.html

Maalmi, H./Ordóñez-Mena, J. M./Schöttker, B./Brenner, H. 2014: Serum 25-hydroxyvitamin D levels and survival in colorectal and breast cancer patients: Systematic review and mata-analysis of prospective cohort studies, in: European Journal of Cancer, Vol. 50, 2014, pp. 1510-1521.

Moan, J./Porojnicu, A. C./Robsahm, T. E./Dahlback, A./Juzeniene, A./Tretli, S./Grant, W. 2005: Solar radiation, vitamin D and survival rate of colon cancer in Norway, in: Journal of Photochemistry and Photobiology B: Biology, Vol. 78, 2005, pp. 189-193.

Mohr, S. B./Gorham, E. D./Kim, J./Hofflich, H./Cuomo, R. E./Garland, C. F. 2015: Could vitamin D sufficiency improve the survival of colorectal cancer patients?, in: Journal of Steroid Biochemistry & Molecular Biology, Vol. 148, pp. 239-244.

Smolensky, M. H./Sackett-Lundeen, L. L./Portaluppi, F. 2015: Nocturnal light pollution and underexposure to daytime sunlight: Complementary mechanisms of circadian disruption and related diseases, in: Chronobiology International, Vol. 32, 2015, No. 8, pp. 1029-1048.

Stumpf, W. E. 2012: Vitamin D and the scientific calcium dogma: understanding the ‚Panacea‘ of the sun, in: European Journal of Clinical Nutrition, Vol. 66, 2012, pp. 1080-1081.

Wacker, M./Holick, M. F. 2013: Sunlight and Vitamin D – A global perspective for health, in: Dermato-Endocrinology, Vol. 5, 2013, No. 1, pp. 51-108.

Webb, P. M./de Fazio, A./Protani, M. M./Ibiebele, T. I./Nagle, C. M./Brand, A. H./Blomfield, P. I./Grant, P./Perrin, L. C./Neale, R. E. 2015: Circulating 25-hydroxyvitamin D levels and survival in women with ovarian cancer, in. American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 102, 2015, pp. 109-114.

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4 Comments

  • Reply
    Sabrina
    27. März 2017 at 22:22

    Danke liebe Rosa 🙂

    Meine Ärztin zB meinte, das wir gerade in Deutschland von Herbst bis frühen Frühling uns zu sehr bedecken, so dass wir (wenn meist nur das Gesicht/Kopf undbedeckt ist) nicht genügend VIT D über die Haut aufnehmen können, daher empfiehlt sie eine generelle Einnahme ?

    • Reply
      rosalazic
      27. März 2017 at 22:29

      Hallo liebe Sabrina!
      Vielen Dank für Deinen Kommentar! 🙂

      Da hat sie nicht ganz unrecht – habe ich ja auch in meinem Blog geschrieben, dass man im Winter besonders drauf achten sollte. Nur bin ich eher ein Ursachen-Bekämpfer als ein Symptome-Behandler. 😉 Deswegen rate ich immer, lieber auf dem natürlichen Weg Vitamin D selbst produzieren, als auf Chemie zurückgreifen zu müssen.
      Unser Körper ist zudem in der Lage, eine Vitamin D-Vorrat für circa 4 Monate zu deponieren. Dann muss man eben 2-3 Mal ordentlich Sonne tanken im Jahr – dann „muss“ man wohl öfters Urlaub machen, auch wenn es nur auf Balkonien am Wochenende ist 😉

      Alles Liebe,
      Rosa 🙂

  • Reply
    Sabrina
    16. März 2017 at 11:18

    Da man im Winter auf natürlichem Wege zu wenig Vitamin D auftanken kann, empfehlen immer mehr Ärzte Vitamin D Tabletten.
    Was hältst du davon? Nebenwirkungen?
    Oder kommt das noch auf deinem Blog? 🙂

    • Reply
      rosalazic
      16. März 2017 at 11:34

      Hi Sabrina!
      Vielen Dank für Deinen Kommentar!
      In der Tat kommt noch ein Blogbeitrag zu Vitaminpräparaten und Nahrungsergänzungsmitteln 😉
      Eins kann ich Dir jedenfalls schonmal verraten: Vitamin D-Tabletten haben eigentlich keine bisher bekannten Nebenwirkungen, aber Vitamin D durch Sonnenlicht zu tanken ist immer noch die gesündeste Variante. Nicht nur schüttet der Körper bei Sonnenlicht Melatonin aus und regelt somit den Tag-Nacht-Rhythmus, sondern auch viele andere Vorteile sind nur an das Sonnenlicht geknüpft und nicht in den Tabletten enthalten.
      Außerdem ist Sonnenlicht im Gegensatz zu Tabletten kostenlos 😉
      Vitamin D-Tabletten sind wirklich nur in Ausnahmefällen sinnvoll.

      Alles Liebe,
      Rosa <3

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