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Die Blutgruppendiät – Was steckt dahinter?

Was sind Blutgruppen?

Die Blutgruppendiät beruht auf den verschiedenen Blutgruppen: A, B, AB und 0. Sie werden anhand von verschiedenen Antikörpern und auch anhand von unterschiedlichen Oberflächenstrukturen der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) bestimmt. Diese unterschiedlichen Strukturen sind auf verschiedene Antigene (Glykolipide, Kohlenhydrate, Glykoproteine und Proteine) zurückzuführen. Der Rhesusfaktor beschreibt das Vorhandensein eines bestimmten Antigens (D) auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen.

So kommt es beispielsweise dazu, dass das Blut zweier ungleicher Blutgruppen miteinander verklumpen kann. Hier reagieren die roten Blutkörperchen mit den Antikörpern im Blutplasma, die das fremde Blut als Fremdkörper wahrnehmen und außer Gefecht setzen wollen. Um diese Reaktion bestmöglich zu vermeiden, sollte man vorwiegend Bluttransfusionen innerhalb der gleichen Gruppe durchführen. Jedoch sind auch Transfusionen zwischen einigen Blutgruppen möglich, bei denen keine Verklumpungen zu befürchten sind. Beispielsweise gilt 0- als Universalspendergruppe, da jede andere Blutgruppe diese gut empfangen kann. Menschen mit der Blutgruppe AB+ können von jeder anderen Blutgruppe Blut erhalten.

Weltweit haben etwa 45% aller Menschen die Blutgruppe 0, 40% die Blutgruppe A, 11% Gruppe B und 4% AB. Außerdem sind 88% rhesus-positiv und 12% rhesus-negativ.

Bei Schnelltests wird beispielsweise die Verklumpung von roten Blutkörperchen mit Antikörpern zur Hilfe genommen. Verklumpt Dein Blut beispielsweise nur mit Antikörpern der Blutgruppe B, ist es sehr wahrscheinlich, dass Du Blutgruppe A hast.

Hier siehst Du welche Blutgruppen miteinander verträglich sind
Hier siehst Du welche Blutgruppen miteinander verträglich sind

Worauf beruht die Blutgruppendiät?

Die Blutgruppendiät beruht auf Behauptungen des Naturheilkundlers Peter J. D’Adamo aus dem Jahre 1996. Dieser ist davon überzeugt, dass Menschen mit unterschiedlichen Blutgruppen Lebensmittel evolutionär bedingt unterschiedlich gut vertragen. Isst Du gemäß Deiner Blutgruppe, so D’Adamo, kannst Du Deine Gesundheit und Dein Wohlbefinden steigern und das Risiko zu erkranken senken. Seine Aussagen hat D’Adamo in seinem Buch „Eat Right 4 Your Type“ (deutsche Version: „4 Blutgruppen – Vier Strategien für ein gesundes Leben“) niedergeschrieben, das über 7 Millionen mal in mehr als 60 verschiedenen Sprachen verkauft wurde.

D’Adamo behauptet, dass Menschen der Blutgruppe 0 sich so wie unsere Ur-Vorfahren ernähren sollten. Laut D’Adamo ist die Blutgruppe 0 die ursprüngliche Blutgruppe, die aus der Jäger & Sammler-Ära stammt. Demzufolge sollte vor allem Fleisch auf dem Teller liegen.

Die Blutgruppe A habe sich entwickelt, als unsere Ahnen sich in erste landwirtschaftliche Kommunen zusammengeschlossen haben. Demzufolge sollten vor allem Gemüse, Obst und Getreideprodukte, also eine vegane Lebensweise angestrebt werden. Ähnlich sei auch die Blutgruppe B entstanden: Sie soll auf die Nomadenzeit zurückzuführen sein, in der die erste Milchproduktion stattfand. Somit sollten Menschen dieser Blutgruppe vor allem Milch und Milchprodukte verzehren. Personen mit der Blutgruppe AB sollten eine Kombination von Gemüse und Milchprodukten bevorzugen, wobei auch Eier und Fisch erlaubt sind. D’Adamo zufolge sollen Abweichungen von der empfohlenen Ernährungsweise zu schädlichen Verklumpungen führen, die zu Krankheiten führen können. Selbst Persönlichkeitsmerkmale kann D’Adamo anhand der Blutgruppe diagnostizieren – hier seine Zusammenfassung dazu.

Doch was steckt hinter der Blutgruppendiät?

Unzählige Studien haben sich mit der Blutgruppendiät bzw. -ernährung beschäftigt. Und die Ergebnisse sind eindeutig: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Lebensmittelverträglichkeiten und Blutgruppen. Die Blutgruppendiät ist ein reiner Mythos.

Die einzige Ernährungsweise, die tatsächlich gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, ist die der Gruppe A: eine stark pflanzenbasierte Ernährungsweise. Die Ernährungsform der Gruppe 0 (Jäger und Sammler) ist kohlenhydratreduzierten „low-carb“ Diäten sehr ähnlich. Da hier gefordert wird, vor allem Fleisch zu essen, werden auch stark verarbeitete Lebensmittel wie Zucker, Chips, Weissbrot, polierter Reis und Nudeln gemieden. Somit wird auch der Blutzuckerspiegel nicht durch leere Kalorien belastet. Der unnatürlich hohe Fleischkonsum hat aber gravierende gesundheitliche Nachteile wie beispielsweise eine hohe Cholesterinzufuhr.

Zudem zeigen die Studien, dass D’Adamos Behauptungen bezüglich der Entstehung der Blutgruppen vollkommen falsch ist: Beispielsweise wurde mehrfach bewiesen, dass die Blutgruppe A wohl die ursprüngliche ist (und nicht 0).

Die Blutgruppendiät hat keinerlei wissenschaftliche Basis
Die Blutgruppendiät hat keinerlei wissenschaftliche Basis

Gibt es dennoch irgendwelche Erkenntnisse?

Es gibt zahlreiche Studien, die sich mit unseren Blutgruppen beschäftigt haben. Beispielsweise wurde untersucht, ob verschiedene Blutgruppen ein unterschiedliches Risiko haben, bestimmte Krankheiten zu erleiden. Festgestellt wurde u.a., dass Personen mit A, B und AB eher an Thrombose und Herzkreislaufleiden erkranken als diejenigen der Gruppe 0. Personen mit Blutgruppe B sollen zudem ein geringeres Risiko haben an Diabetes Typ II zu erkranken als diejenigen mit Blutgruppe 0. Dies sind allerdings nur geringfügige Tendenzen.

Zusammenfassend lässt sich nun sagen, dass die Ernährungsform der Blutgruppe A (vegan) die gesündeste ist – ganz gleich welcher Blutgruppe man angehört. Außerdem ist es nie verkehrt, seine eigenen Essensgewohnheiten zu hinterfragen und sein Essen gegebenenfalls zu notieren. Hier zeigen sich Verbesserungspotentiale und die kleinen Sünden des Alltags, die man oftmals verdrängt. Genau das ist auch der Schlüssel zum Erfolg, den sich viele Diäten zu Nutze machen: Beschäftige Dich mit Deiner Ernährung! Denn die meisten von uns wissen ganz genau, was für unseren Körper gut und was weniger gut ist 😉

Kennst Du Deine Blutgruppe überhaupt? Nicht nur dafür ist es ratsam einmal zu einer Blutspende zu gehen. Dort habe ich beispielsweise erfahren, dass ich der Blutgruppe B+ angehöre – wie nur 9% aller Bundesbürger. Mein Blut kann vor allem für Patienten mit der Blutgruppe B+ oder auch AB+ nützlich sein. Warst Du schon einmal bei einer Blutspende oder hast gar eine Blutspende benötigt? Ich bin gespannt auf Deinen Kommentar!


Verwendete Studien/ Quellen für diesen Blogbeitrag

Weblinks: Distribution of Blood Types
http://anthro.palomar.edu/vary/vary_3.htm

Homepage der Blutgruppendiät nach D’Adamo:
http://www.4blutgruppen.de/wp-content/uploads/2013/12/Blutgruppen_Im_Ueberblick.pdf

D’Adamo, P./Whitney, C. 1996: Eat Right 4 Your Type – The individualized diet solution to staying healthy, living longer & achieving your ideal weight, New York, 1996.
http://www.dadamo.com

Calafell, F./Roubinet, F./Ramírez-Soriano, A./Saitou, N./Bertranpetit, J./Blancher, A. 2008: Evolutionary dynamics of the human ABO gene, in: Human Genetics, Vol. 124, 2008, No. 2, pp. 123-135.

Cusack, L./De Buck, E./Compernolle, V./Vandekerckhove, P. 2013: Blood type diets lack supporting evidence: a systematic review, in: American Journal of Clinical
Nutrition, Vol. 98, 2013, No. 1, pp. 99-104.
http://ajcn.nutrition.org/content/98/1/99.long

Jenkins, P. V./O’Donnell, J. S. 2006: ABO blood group determines plasma on Willebrand factor levels: a biologic function after all?, in: Transfusion, Vol. 46, 2006, No. 10, pp. 1836-1844.

Qi, L./Cornelis, M. C./Kraft, P./Jensen, M./van Dam, R. M./Sun, Q./Girman, C. J./Laurie, C. C./Mirel, D. B./Hunter, D. J./Rimm, E./Hu, F. B. 2010: Genetic variants in ABO blood group region, plasma soluble E-selectin levels and risk of type 2 diabetes, in: Human Molecular Genetics, Vol. 19, 2010, No. 9, pp. 1856-1862.
https://academic.oup.com/hmg/article-lookup/doi/10.1093/hmg/ddq057

Wang, J./García-Bailo, B./Nielsen, D. E./El-Sohemy, A. 2014: ABO Genotype, ‚Blood-Type’ Diet and Cardiometabolic Risk Factors, in: PLoS One, Vol. 9, 2014, No. 1.
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0084749

Wu, O./Bayoumi, N./Vickers, M. A./Clark, P. 2008: ABO(H) blood groups and vascular disease: a systematic review and meta-analysis, in: Journal of Thrombosis and Haemostasis, Vol. 6, 2008, No. 1, pp. 62-69.

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