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Soja – Staatsfeind Nummer 2

Soja und geballte Proteinpower

Den Staatsfeind Nummer 1 habe ich Dir Anfang des Jahres schon vorgestellt. Nun komme ich zum Staatsfeind Nummer 2: Soja. Soja ist in den letzten Monaten in aller Munde. In vielen verschiedenen Formen ist Soja zu finden: als Sojamehl (glutenfrei), Sojasauce, Tofu, Sojaschnetzel, Sojadrink, Sojacreme, Edamame, Tempeh, etc.
Doch Soja ist umstritten: Es soll Männern Brüste wachsen lassen. Der Sojaanbau sei schuld an der Abholzung vom Regenwald und überhaupt sei Soja total ungesund, schlecht und schädlich für Mensch und Klima. Doch was steckt dahinter? Nur ein falscher Ernährungsmythos oder Fakt?

Die positiven Effekte des Sojakonsums

Sojabohnen sind Hülsenfrüchte, enthalten alle essentiellen Aminosäuren und stellen daher eine optimale Proteinquelle dar. Außerdem enthalten sie viele Ballaststoffe sowie Vitamine (B1, B2, E, Folsäure), Eisen und Kalzium. Außerdem liefern sie Phytoöstrogene, zu denen Isoflavone und Lignane gezählt werden.

In zahlreichen Studien haben sich viele positive Effekte eines Sojakonsums und dieser Phytoöstrogene herausgestellt. Das Risiko an Brust- und Prostatakrebs zu erkranken kann bis zu 50 % (!) sinken. Dies erklärt auch die vergleichbar niedrige Brust- und Prostatakrebsrate bei Asiaten/Asiatinnen im Vergleich zur westlichen Welt. In Asien wird sehr viel mehr Soja gegessen als bei uns. Eine 30 % geringere Wahrscheinlichkeit an Eierstockkrebs und eine 50 % geringere Wahrscheinlichkeit an Gebärmutterkrebs zu erkranken, resultieren aus zahlreichen Studien mit Fokus auf den Sojakonsum.

Es gibt viele Vorteile durch das Essen von Sojaprodukten

Zudem besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Soja und einer besseren Knochendichte. Somit kann es auch vor Knochenbrüchen und Osteoporose schützen – ganz im Gegensatz zum Milchkonsum (dazu *hier* mehr). Auch Beschwerden während der Menopause/in den Wechseljahren können stark gemildert werden. Schon eine handvoll Tofu, Sojabohnen oder Sojadrink täglich kann all diese positiven Effekte hervorrufen.

Doch der Verzehr kann auch negative Folgen haben, allerdings nur, wenn Du auf Soja allergisch reagierst. Etwa 0,5% aller Deutschen und damit nur jeder 200. hat eine Allergie – im Vergleich dazu reagieren 5% auf Erdnüsse allergisch.
Aber auch hier macht die Dosis das Gift. Täglich solltest Du nicht mehr als 1 Liter Sojamilch trinken oder 1 kg Tofu essen. Alles andere würde zu einer zu einseitigen, unausgewogenen Ernährung führen.

Wachsen Männern vom Sojakonsum Brüste?

Immer wieder höre ich, dass Männern vom Sojakonsum Brüste wachsen sollen. Schuld daran seien die enthaltenen Phytoöstrogene. Phytoöstrogene sind allerdings keine normalen Östrogene, also weibliche Geschlechtshormone. Genausowenig besteht Leberkäse aus Käse, Fruchtfleisch aus Fleisch oder Jägerschnitzel aus Jägern. Ähnliche Verwechslungsgefahr besteht auch bei den Zuckeralkoholen wie Xylit oder Erythrit. Chemisch gesehen sind beides Zuckeralkohole, diese haben aber mit dem gängigen Alkohol nichts am Hut.

Phytoöstrogene sind sekundäre Pflanzenstoffe und daher nur in Pflanzen wie beispielsweise in Leinsamen oder Soja zu finden. Sie schützen die Pflanze u.a. vor Fressfeinden, Pilzen und Bakterien. Zudem zeigen sie ähnliche Wirkungen wie Antioxidantien, die auch zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören.

Um die Frage zu beantworten: NEIN, Männern wachsen keine Brüste von Soja und Phytoöstrogenen. Das ist ein falscher Ernährungsmythos. Heutzutage kann man dazu auch „alternative Fakten“ oder „Fake News“ sagen.

Möchte man als Mann weibliche Geschlechtshormone meiden, wäre es sinnvoller tierische Produkte zu meiden. Der Verzehr von Fleisch, Eiern und Milch/-produkten läuft zwangsweise auch auf den Verzehr von Östrogenen hinaus. Hier kommen weibliche Hormone ganz natürlich vor. Es sind ja die weiblichen Tiere, die Milch geben oder Eier legen, dass darin auch weibliche Geschlechtshormone enthalten sind, sollte jedem klar sein. Vor allem in Kuhmilch, in Milchprodukten und Milchprotein (Molke-/Whey-Protein) sind sie in nicht zu unterschätzenden Mengen zu finden.

Soja soll Männerbrüste wachsen lassen? Das ist großer Quatsch.
Soja soll Männerbrüste wachsen lassen? Das ist großer Quatsch.

Ist Soja immer gentechnisch verändert?

Auch diese Frage kann ich ganz klar mit einem „Nein“ beantworten. Die Sojaprodukte, die wir hierzulande kaufen können, sind fast ausschließlich bio. In meinem Beitrag zum Bio-Siegel habe ich Dir schon erklärt, dass das Bio-Siegel nur gentechnisch nicht veränderte Produkte tragen. Damit ist klar: Kaufen wir Sojaprodukte im Supermarkt, so können wir fast nur Bio-Soja kaufen. In Asialäden sieht dies anders aus.

Anders ist es bei dem Soja, das als Futtermittel für die Fleischindustrie verwendet wird. In der Massentierhaltung wird fast ausschließlich gentechnisch manipuliertes Soja verwendet. Isst Du demnach tierische Produkte, landet dieses gentechnisch manipulierte Futtersoja indirekt auch auf Deinem Teller. Vor allem Großbauern schwören auf gentechnisch manipuliertes Soja: Es lässt sich unkomplizierter anbauen, bringt höhere Erträge und ist widerstandsfähiger gegen Trockenheit und Dürre.

98 % (!) des weltweit angebauten Sojas werden von der Futtermittelindustrie für die Massentierhaltung produziert. Fast jede Sekunde wird eine fußballfeldgroße Fläche Wald gerodet, um daraus Ackerfläche für den Anbau von Futtermittel für die Massentierhaltung zu schaffen.
Nur 2 % des Sojaanbaus wird zu Tofu, Sojadrink, etc. verarbeitet. Immer mehr deutsche Hersteller lassen ihre Sojabohnen in Deutschland, Österreich und Frankreich biologisch anbauen. Somit ist das hier gekaufte Soja nicht nur bio, sondern oft auch regional angebaut.

Doch die Geschmäcker sind verschieden

Mein Partner mag den Geschmack von Soja generell nicht. Aber ich persönlich esse sehr gerne Sojaprodukte in allen Varianten. So verfeinere ich meinen Salat mit Räuchertofu, trinke meinen Cappuccino mit geschäumtem Soja-Vanille-Drink und in meinem morgendlichen Porridge landet gerne mal der ein oder andere Löffel Soja-Joghurt. Ich mag den Geschmack sehr gerne. Doch höre ich von vielen, dass sie Tofu nicht herunterbekommen, was aber meist an der Zubereitungsweise liegt. Genausowenig, wie Fleisch ungewürzt und unangebraten gegessen wird, sollte man dies auch nicht mit Tofu tun. Sonst ist die Enttäuschung vorprogrammiert.

Wie isst Du denn Soja am liebsten? Oder hast Du einen Lieblingstofu, den Du mir empfehlen würdest? 🙂 Um immer auf dem Laufenden zu bleiben, würde ich mich freuen, wenn Du meine Facebook-Fanpage abonnierst. 🙂


Hier findest Du alle verwendeten wissenschaftlichen Studien für diesen Blogbeitrag

Hartman, G. L./West, E. D./Herman, T. K. 2011: Crops that feed the World 2. Soybean—worldwide production, use, and constraints caused by pathogens and pests, in: Food Security, Vol. 3, 2011, No. 1, pp. 5-17.
https://naldc.nal.usda.gov/download/48661/PDF

Lydeking-Olsen, E./Beck-Jensen, J. E./Setchell, K. D./Holm-Jensen, T. 2004: Soymilk or progesterone for prevention of bone loss – a 2 year randomized, placebo-controlled trial, in: European Journal of Nutrition, Vol. 43, 2004, No. 4, pp. 246-257.
https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00394-004-0497-8

Myung, S. K./Ju, W./Choi, H. J./Kim, S. C. 2009: Soy intake and risk of endocrine-related gynecological cancer: a meta-analysis, in: BJOG – An International Journal of Obstetrics and Gynaecology, Vol. 116, 2009, No. 13, pp. 1697-1705.
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1471-0528.2009.02322.x/full

Ollberding, N. J./Lim, U./Wilkens, L. R./Setiawan, V. W./Shvetsov, Y. B./Henderson, B. E./Kolonel, L. N./Goodman, M. T. 2012: Legume, soy, tofu, and isoflavone intake and endometrial cancer risk in postmenopausal women in the multiethnic cohort study, in: Journal of the National Cancer Institute, Vol. 104, 2012, No. 1, pp. 67-76.
https://academic.oup.com/jnci/article-lookup/doi/10.1093/jnci/djr475

Somekawa, Y./Chiguchi, M./Ishibashi, T./Aso, T. 2001: Soy intake related to menopausal symptoms, serum lipids, and bone mineral density in postmenopausal Japanese women, in: Obstetrics and Gynecology, Vol. 97, 2001, No. 1, pp. 109-115.

Vlerk, K. A./Koehler, K. M./Fein, S. B./Street, D. A. 2007: Prevalence of self-reported food allergy in American adults and use of food labels, in: The Journal of Allergy and Clinical Immunology, Vol. 119, 2007, No. 6, pp. 1504-1510.
http://www.jacionline.org/article/S0091-6749(07)00575-1/fulltext

Wei, P./Liu, M./Chen, Y./Chen, D. C. 2012: Systematic review of soy isoflavone supplements on osteoporosis in women, in: Asian Pacific Journal of Tropical Medicine, Vol. 5, 2012, No. 3, pp. 243-248.
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1995764512600339?via%3Dihub

Zhang, X./Shu, X. O./Li, H./Yang, G./Li, Q./Gao, Y. T./Zheng, W. 2005: Prospective cohort study of soy food consumption and risk of bone fracture among postmenopausal women, Vol. 165, 2005, No. 16, pp. 1890-1895.
http://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/486688

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