Die Avocado – eine Klimakillerin?
Immer wieder kommt in letzter Zeit das Thema auf, dass die Avocado eine richtige Klimasünderin ist. Avocados bräuchten viel zu viel Wasser im Anbau, sind definitiv nicht regional und werden einmal quer über die Welt geschippert bis sie auf unserem Teller landen. Man könnte meinen, dass sie Hauptverdächtige für den Klimawandel sind. Doch was steckt dahinter? Sind Avocados wirklich so „schlimm“? Und was hat das alles mit dem Wasserbedarf/ Wasserverbrauch auf sich?
Superfood Avocado?
Avocados wachsen vor allem in Südamerika, Südafrika, Spanien und Israel. Ganz ursprünglich kommen sie aus Mexiko, werden dort seit 10.000 Jahren (!) verzehrt und sind die Früchte des Avocado-Baumes. Für alle, die mal bei „Wer wird Millionär?“ mitmachen wollen: Ganz genau genommen, ist die Avocado eine Beere, da der Avocado-Baum botanisch gesehen ein Lorbeergewächs ist. Außerdem werden sie üblicherweise unreif gepflückt, um auf dem Boden nachzureifen. Dadurch werden auch unschöne Druckstellen durch das Abfallen vermieden, die zudem das Faulen beschleunigen würden.
Seit ungefähr dem 16. Jahrhundert kennen auch die Europäer die „Butterfrucht“ oder „Butterbirne“. Aus unserem Supermarkt ist sie gar nicht mehr wegzudenken. Kaufst Du eine noch unreife Frucht, so reift diese am besten zusammen mit Äpfeln oder Bananen in einer Schale bei Zimmertemperatur nach. Ist sie allerdings schon reif und daher weich an der Schale, hältst Du sie im Kühlschrank am besten lange frisch. Nach dem Aufschneiden bewahrt sie etwas Zitronensaft vom unschönen Braunwerden (Oxidieren).
Die Avocado zeichnet sich durch ihr butterweiches, grünliches Fruchtfleisch aus, das jede Menge gesunde, ungesättigte Fettsäuren liefert. Neben wichtigen Omega-3-Fettsäuren liefert sie Ballaststoffe, sowie Vitamine. Darunter fallen das Vitamin A, B, D, E und K. Auch an Mineralstoffen und Spurenelementen mangelt es ihr nicht: Sie strotzt vor wichtigem Kalium, Magnesium, Eisen und Phosphor. Ein richtiges Superfood also – auch wenn sie mit etwa 200-250 kcal pro Stück zu den kalorienreichsten pflanzlichen Lebensmitteln zählt.
Doch wie schlimm ist die Avocado? Nun gut, „wie schlimm“ etwas ist, lässt sich ja nur anhand von persönlichem Befinden einschätzen. Es gibt ja keine Skala, mit der „Schlimme“ gemessen werden kann. Um das aber greifbar zu machen, bedient man sich in der Regel am Wasserbedarf bzw. am ökologischen Fußabdruck. Der Wasserbedarf, der pro Kilogramm produzierte Ware anfällt, ist ein hilfreicher Indikator für die Auswirkungen auf die Umwelt durch den Anbau. Aber gleichzeitig ist es auch nur einer von vielen Indikatoren.
Der Wasserbedarf – Was sagt er uns?
Der Wasserbedarf ist ein Indikator dafür, wie viele Liter sauberes Wasser benötigt werden, um ein Kilogramm eines Lebensmittels oder Produktes herzustellen. Beispielsweise verbraucht die Herstellung von 1 kg Röstkaffee im Schnitt 19.000 Liter Wasser. Der Wasserverbraucht hängt in der Regel von unterschiedlichen Produktionsmethoden, Lebensmittelsorten und anderen Faktoren ab. Generell kann aber festgehalten werden, dass die Produktion von Lebensmitteln tierischen Ursprungs einen höheren Wasserbedarf hat als die pflanzlicher Lebensmittel.
An sich wäre dies nichts Verwerfliches, wenn wir einen uneingeschränkten Zugang zu frischem, sauberem Wasser hätten. Das Problem ist aber, dass das Reinigen von Wasser, vor allem das Entfernen von Antibiotikarückständen, Pestiziden und anderen toxischen Mitteln, die vorwiegend in der konventionellen Landwirtschaft und Tierhaltung eingesetzt werden, nur unter hohen Kosten und einem hohen Energieverbrauch vollzogen werden kann. Dieser Energieverbrauch bei der Frischwasseraufbereitung ist das eigentliche Übel und einer der Übeltäter im Rahmen der globalen Erwärmung.
„Die Avocado im Dorf lassen“ – Julian Stock, Sortimentsmanager bei Alnatura
Zusammenfassend kann man also getrost sagen, dass der Troubel um die Avocado aufgebauscht und übertrieben ist. Weder ist sie die neue Wunderfrucht mit ungeahnten Heilkräften, noch ist sie der Klimakiller Nummer Eins. Auch hier gilt die Devise: In Maßen und nicht in Massen. Besser und nachhaltiger ist es natürlich immer, auf regionale, biologische, faire und saisonale Produkte zurückzugreifen – sowohl für das Klima, als auch für die lokale, regionale Wirtschaft. Mit einer Schnitzelsemmel in der einen Hand und einem Coffee-To-Go-Becher in der anderen über Avocados als Klimasünder zu schimpfen, hat dagegen aber schon etwas Ironisches. True story 😉
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Hier sind die wissenschaftlichen Quellen für diesen Blogpost
Gerbens-Leenes, P. W./Mekonnen, M. M./Hoekstra, A. Y. 2013: The water footprint of poultry, pork and beef: A comparative study in different countries and production systems, in: Water Resources and Industry, Vol. 1-2, 2013, pp. 25-36.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2212371713000024
Hoekstra, A. Y. 2014: Water for animal products: a blind spot in water policy, in: Environmental Research Letters, Vol. 9, 2014, No. 9.
http://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/9/9/091003/meta
Mekonnen, M. M./Hoekstra, A. Y. 2012: A Global Assessment of the Water Footprint of Farm Animal Products, in: Ecosystems, Vol. 15, 2012, pp. 401-415.
https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs10021-011-9517-8.pdf
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