Plastikvermeidung im Alltag
Eigentlich wollte ich diesen Blogpost schon vor einer Woche hochladen. Doch dann kam „das Leben“ dazwischen. Mich haben ein viraler und bakterieller Infekt ziemlich gründlich aus dem Leben gerissen und in die Notaufnahme katapultiert. Aber mir geht es wieder gut, ich sitze jetzt in Kapstadt mit Blick auf den Lion’s Head und tippe diese Zeilen. Wenn ich mir jemals etwas tätowieren lassen sollte, dann wahrscheinlich: „The greatest wealth is health.“ Bevor ich jetzt noch weiter vom eigentlichen Thema abrücke, versuche ich doch noch die Kurve zu kratzen. 🙂
Plastik ist gerade in den letzten Wochen und Monaten immer wieder auf sämtlichen Kanälen thematisiert worden. Auch mich beschäftigt dieses Thema schon sein langer Zeit. Nicht umsonst habe ich meinen allerersten Blogpost dem Thema gewidmet, was genau Plastik mit unserem Körper macht.
Unser Konsum ist ein großes Problem
Unser Konsum im Generellen ist ein großes Problem, da viele Produkte nach wie vor aus Plastik hergestellt werden. Zudem hat Plastik eine sehr lange Halbwertszeit und eine PET-Flasche zerfällt erst nach ca. 450 Jahren. Fatal ist dabei, dass wir viele Plastikteile nur wenige Stunden nutzen (z.B. Trinkhalme), diese aber noch hunderte von Jahre später in der Natur auffindbar sind. In der Zwischenzeit türmen sich so Müllberge oder gar Müllinseln in den Weltmeeren. Tiere verfangen sich darin oder verwechseln Plastik mit etwas Essbarem. Sie verenden elendig daran. Wahrscheinlich hat jeder von uns schon von den Meerestieren gehört, deren Mägen voller Plastikteile waren. Meist verhungern diese Tiere bitterlich. Ihre Mägen sind voll mit Müll und können daher keine andere Nahrung mehr aufnehmen.
Auch ich bin immer wieder schockiert, wie viel Plastikmüll ich produziere, obwohl ich schon sehr darauf achte, Plastik zu vermeiden. Ein paar meiner Strategien Müll und vor allem Plastik im Alltag zu umgehen, möchte ich Dir nahe bringen. Es ist oftmals viel einfacher als gedacht! Dabei frage ich mich oft nur, wie es meine Mama früher oder meine Großeltern gemacht hätten, die eben nicht diese ganze Ressourcenverschwendung praktiziert haben.
Was ist Plastik überhaupt?
Plastik oder generell Kunststoffe werden aus Erdöl hergestellt. Erdöl ist eine endliche, also nicht grenzenlos verfügbare, fossile Ressource. Einige Merkmale machen den Gebrauch von Plastik sehr attraktiv und daher hat es sich auch so stark in unserem Alltag etablieren können. Es ist leicht, billig, in vielen Formen produzierbar, beanspruchbar, relativ temperaturbeständig und altert sehr langsam. Je nachdem welche Mischungen hergestellt werden, erhalten wir Verpackungsmaterial, Rohre, Styropor, Lacke, Reifen, Klebstoffe, Isolierungen oder eben Mikroplastik. Die Liste scheint schier endlos fortsetzbar zu sein. Basis ist meist ein großer Chemiecocktail, der bedenkliche Auswirkungen auf den Körper haben kann – dazu mehr in meinem bereits genannten Blogpost.
Plastik kann nicht in dem Sinne verrotten, wie wir es beispielsweise von Biomüll kennen. Nach dem jetzigen Stand der Dinge, können Mikroorganismen demnach Plastik nicht verwerten. Plastik wird mit der Zeit immer poröser und dabei kann auch Mikroplastik entstehen. Plastik wird nicht abgebaut, sondern langsam mit der Zeit von Wind, Wasser und Sonneneinstrahlung zermahlen. Du kannst Dir das vorstellen wie bei einem Brot, das langsam zerbröselt. Im Gegensatz zum Brot bleiben die Brösel aber noch in hunderten von Jahren bestehen. Dann erst zerfällt es vollständig in seine Atome, doch bis dahin ist es ein langer Weg, auf dem es viel Schaden verursachen kann.
Plastik zerfällt nur langsam zu Mikroplastik
Tatsächlich gab es vor einiger Zeit einen kleinen Hoffnungsschimmer. Die plastikfressende, große Wachsmotte (Galleria mellonella) stand für kurze Zeit im Rampenlicht und schien eine Lösung für unser Problem zu sein. Forscher hatten herausgefunden, dass die Motte Löcher in Plastiktüten gefressen hatte, in der sie aufbewahrt wurde. Allerdings wurde die Studie nicht wirklich korrekt durchgeführt und daher können auch die Ergebnisse nicht uneingeschränkt veröffentlicht werden. Scheinbar zerhäckselt sie Plastik nur und scheidet es als Mikroplastik aus. Somit verstoffwechselt die Motte es nicht, wie ursprünglich gehofft. Weiterhin gibt es Hinweise auf ein Enzym, das die Plastikzersetzung beschleunigen könnte. Auch hier ist allerdings wenig wirklich spruchreif.
Einfache Tipps zur Plastikvermeidung im Alltag
Noch viel einfacher als die Frage, welche Würmer, Motten oder Enzyme Plastik schneller verdauen könnten, ist, wie wir weniger Müll produzieren könnten. Wenn erst gar nicht so viel davon anfällt, muss auch gar nicht so viel recycelt oder abgebaut werden. Es ist tatsächlich oft überraschend einfach Müll zu reduzieren und damit auch Plastik zu vermeiden. Zudem ist es auch leicht in den Alltag zu integrieren. Oftmals müssen wir uns nur fragen, was unsere Großmütter an unserer Stelle gemacht hätten und schon haben wir die Lösung. Noch vor wenigen Jahrzehnten war das Müllproblem nur ein Bruchteil von dem, was es heute ist.
1. Reparieren statt Wegwerfen
Wir sind zu einer Wegwerfgesellschaft mutiert. Alles wird eher weggeworfen als repariert. Keiner macht sich mehr die Mühe, etwas zu flicken und Ersatz ist oftmals nur einen Klick entfernt. Dabei ist es so einfach, auch einmal den Faden und die Nadel in die Hand zu nehmen, den Kleber oder Sonstiges. Manche Dinge sind ohnehin erst dann schön, wenn sie schon eine Geschichte zu erzählen haben und eben nicht makellos sind.
2. Secondhand, Flohmärkte, Upcycling und Tauschen
Ich persönlich liebe Flohmärkte und mochte es noch nie, dass auf der Straße alle gleich aussehen. Wie willenlose Mitläufer oder Lemminge gekleidet von der Stange der aktuellen Mode. Alte Dinge können so viel mehr Seele haben und nur, weil sie ein anderer nicht mehr gebrauchen kann, heißt das nicht, dass sie unnütz sind. Und wie wir wissen, kommt ohnehin alles wieder in Mode. 🙂
3. Lose einkaufen
Immer mehr Läden mit unverpackten Lebensmitteln poppen auf. Aber auch im regulären Supermarkt oder noch viel besser auf dem Wochenmarkt, kann man super lose einkaufen oder eigene Stoffbeutel nutzen. Ohne meine Jutebeutel setze ich fast schon keinen Fuß vor die Haustüre! 🙂
4. Leitungswasser statt PET-Flaschen
Wir haben in Deurschland, der Schweiz und Österreich das Privileg unfassbar gutes Leitungswasser zu haben. Kaum ein Lebensmittel wird besser kontrolliert als unser Leitungswasser. Wem das zu fad ist, kann es mit Sprudel pimpen oder Infused Water trinken. Wer zum Letzteren ein paar Inspirationen braucht – dazu bald mehr 🙂
5. Nachhaltige Drogerieartikel nutzen
Gerade im Bereich der Kosmetik verbinden viele Hygiene damit, dass sie Produkte lieber wegschmeissen und danach Neues nutzen. Dabei kannst Du vor allem hier sehr viel Plastik vermeiden. Ich erwähne dabei nicht nur nachhaltigere oder wiederverwendbare Produkte wie Baumwoll-Kosmetikpads, Stofftaschentücher, Rasierhobel aus Edelstahl, feste Seifenstücke, Wattestäbchen ohne Plastikmittelteil, die Menstruationstasse anstelle von Tampons oder Binden. Es gibt auch Bambuszahnbürsten anstelle von gängigen Zahnbürsten oder langlebigere Deo-Cremes anstelle von Roll- oder Sprühdeos. Peelings sind auch meist vollgepumpt mit Mikroplastik – bald gibt es von mir das beste Peelingrezept überhaupt, ganz einfach und nachhaltig.
6. Nachhaltige Küchenhelfer nutzen
Gerade in der Küche fällt bei mir nach wie vor der größte Teil an Plastik an. Nützliche und nachhaltige Helferlein sind für mich u.a. Edelstahl-Boxen anstelle von Aluminium oder Frischhaltefolie, Schneidebretter und weitere Utensilien wie Kochlöffel aus Holz. Spülschwämme lassen sich einfach durch Spülbürsten aus Holz ersetzen. Auch Trinkhalme habe ich mittlerweile aus Bambus oder Edelstahl. Zudem nehme ich fast ausschließlich meine Getränke in einer Glasflasche mit. Ich glaube, sie war ursprünglich mal für passierte Tomaten im Supermarkt gedacht.
Für Kaffee nehme ich mir sehr, sehr gerne Zeit und meine Gäste wissen ohnehin, dass es bei mir den besten Cappuccino überhaupt gibt. 😉 Für den Fall, dass ich mich unterwegs allerdings fremd versorgen muss, habe ich einen To-Go-Becher aus Edelstahl. Und fürs Picknicken gibt es mittlerweile auch Einweggeschirr aus Bambus oder anderen Naturmaterialien, wenn Du nicht die schweren Teller schleppen möchtest. Viele dieser Dinge findest Du u.a. auf Avocadostore* online zum Kaufen.
7. Öfters Dinge selbst herstellen
Gerade hier waren unsere Großeltern oder unsere Eltern uns in vielen Dingen voraus. Das reicht von selbst eingekochter Marmelade, Selbstgenähtem, selbstgemachten Reinigungsmitteln aus Natron und Essig bis hin zum generellen Kochen aus frischen Zutaten. Gerade Convenience-Food oder To-Go-Produkte sorgen für hohen Verpackungsmüll. Meine Küche ist auch eine reine Glastigel-Landschaft, weil ich alles mögliche im Glasbehälter aufbewahre. Ob Glas wirklich besser ist als Plastik, werde ich Dir in einem der folgenden Blogposts verraten. Glas ist nämlich in der Herstellung auch sehr aufwendig und energieintensiv.
Ich hoffe, ich konnte Dir damit ein paar Anregungen geben, wie auch Du ein wenig auf Deinen Müll- und damit Plastikberg achten könntest. Jeder von uns kann was tun und das sollte er auch. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Es gibt bereits so viele tolle Alternativen zu Plastik. Wir müssen sie nur nutzen.
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Hier alle in diesem Blogpost verwendeten Quellen
Austin, H. P./Allen, M. D./Donohoe, B. S. et al. 2018: Characterization and engineering of a plastic-degrading aromatic polyesterase, in: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS), Vol. 115, 2018, No. 19.
https://www.pnas.org/content/115/19/E4350
Bombelli, P./Howe, C. J./Bertocchini, F. 2017: Polyethylene bio-degradation by caterpillars of the wax moth Galleria mellonella, in: Current Biology, Vol. 27, 2017, No. 8.
https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(17)30231-2?
Weber, C./Pusch, S./Opatz, T. 2017: Polyethylene bio-degradation by caterpillars?, in: Current Biology, Vol. 27, 2017, No. 15.
https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822%2817%2930862-X
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4 Comments
Bea
5. März 2019 at 14:36Hallo Rosa,
erstmal ein toller Beitrag. Wirklich sehr schön. Glas braucht für die Herstellung zwar sehr viel Energie, aber wenn es zum Beispiel für ein Marmeladenglas hergestellt wird und du gibst ihm für die Aufbewahrung von Körnern ein zweites Leben, ist das doch durchaus sinnvoller als das Glas zu entsorgen und extra eine Plastikdose zu kaufen, oder nicht?
Liebe Grüße
Bea
rosalazic
6. März 2019 at 11:52Hallo Bea,
schön, dass Du auf meinem Blog vorbeigeschaut hast und danke für Deinen Kommentar! Ja!!! Ich gebe Dir total Recht und wenn Du mit den Gläsern auch noch zu einem Unverpackt-Laden marschierst, kannst Du wahrscheinlich nichts mehr besser machen 😉
Ganz viele liebe Grüße an Dich und eine tolle Woche!
Rosa 🙂
Anna
4. Februar 2019 at 12:03Microplastik ist nicht nur ein Schleifmittel in Kosmetik wie Peelings oder Zahncreme und Reinigungsmitteln wie Scheuermilch sondern wird meist als Bindemittel und Emulgator verwendet. Daher befindet es sich nahezu in allen gängigen Cremes, Shampoos, Duschgelen, Make ups, Lippenpflege und vielen Reinigern. Es ist zum einen wie ein feines Plastikmehl oder „Sauce“ vorstellbar. Zum anderen sind es die vielen PEG, die große Probleme machen.
Ich dachte bis vor einiger Zeit auch, dass es nur um die kleinen Kügelchen im Peeling etc ginge, aber es ist weitaus dramatischer. Mit jedem Schminken oder Waschen mit diesen Produkten leiten wir dieses winzige Plastik in unser Wasser (nicht nur ins Meer, sondern in jedes Gewässer und in unser Grundwasser, aus dem unser Trinkwasser kommt). Es ist dort bereits nachgewiesen und auch in unseren Zellen kann man es finden, weil es so fein ist, dass es Membrane passieren kann.
Der einzige Weg, das einzudämmen sind zertifizierte Naturkosmetika ohne Mineralölbestandteile und Putzzeug ohne Microplastik. Eine Liste der Namen des Microplastiks gibt es online, der man kann sich kaum merken, wie diese Stoffe heißen, weil es so viele Bezeichnungen gibt.
rosalazic
6. Februar 2019 at 21:03Liebe Anna!
Vielen lieben Dank für Deinen ausführlichen Kommentar – genau so ist es! Ich kann Dich da nur bekräftigen in Deinen Aussagen und bin sehr froh, dass da auch immer mehr ein Bewusstsein auch öffentlich spürbar ist. Step by step to move mountains!
Alles Liebe und herzliche Grüße,
Rosa