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Leder – warum ich keine Lederprodukte mehr kaufe

Warum kein Leder?

Ich muss zugeben, dass auch ich sehr lange Zeit überhaupt nicht realisiert habe, was Leder überhaupt ist. Erst seitdem ich mich vegan ernähre und auch immer „veganer“ lebe, habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt, wo überall tierische Produkte dahinterstecken. Ich habe mich bis dahin auch einfach gar nicht damit beschäftigt, dass Leder die Haut von Tieren ist. Bei Pelz ist das schon wesentlich offensichtlicher. Zudem hatte ich früher auch immer das Gefühl, dass ich mit Lederprodukten etwas qualitativ Hochwertiges kaufe. Bei Kunstleder dachte ich immer zuerst an Plastik und Stinkefüße. Doch ist das wirklich so? Welche Alternativen zu Leder gibt es? Und warum stinken Lederprodukte manchmal so sehr – für mich jedenfalls?

Pelz war für mich schon immer ein totales Tabu und ich habe es noch nie verstanden, wie man sich allen Ernstes ein totes Tier umhängen kann. Das ging noch nie in meinen Kopf und das wird es auch nie. Meiner Meinung nach ist das weder schön, noch müssen wir uns heutzutage tote Tiere umhängen, um nicht zu erfrieren. Einerseits laufen wir mit Hightech-Geräten durch die Gegend und rühmen uns die Krönung der Schöpfung zu sein und andererseits sind viele mit ihrem Kleidungsstil beim Höhlenmensch-Dasein stecken geblieben. Auch die Peta-Kampagnen zielen vor allem auf Pelz, dabei ist Leder nicht sonderlich besser.

Leder ist doch nur ein Abfallprodukt der Fleischindustrie!

FALSCH! Genau das denken nämlich sehr viele und auch ich habe das gedacht, bevor ich mich mit dem Thema wirklich auseinandergesetzt habe. Jährlich werden über eine Milliarde Tiere geschlachtet, um aus ihrer Haut für uns nicht lebensnotwendige Produkte fertigen zu können. Pro Jahr sind das mehr Tiere als es Menschen in ganz Europa gibt. Es gibt zwar auch Leder, das als Nebenprodukt aus der Fleischindustrie stammt, aber es ist nicht nur ein Abfallprodukt. Es werden nicht nur Rinder, Pferde und Hirsche für die Lederproduktion geschlachtet, sondern vermehrt auch Exoten wie Sträuße, Kängurus, Krokodile und in vielen Ländern auch Hunde und Katzen, da deren Tierhaut einfach sehr billig ist.

Zudem wird Leder vor allem in Niedriglohnländern produziert, in deren Gerbereien hochgiftiges, krebserregendes Chrom verwendet wird. Da es in diesen Ländern keinen nennenswerten Arbeitsschutz gibt, erleiden die ArbeiterInnen vor Ort Vergiftungen, sterben an Krebserkrankungen und die Umwelt wird stark belastet. Zudem ist gerade hier Kinderarbeit sehr weit verbreitet.

Das verwendete Chrom gelangt sehr einfach in das Grundwasser, da das Abwasser aus der Lederverarbeitung vor allen in Niedriglohnländern ungefiltert abgelassen wird. Nicht nur das Grundwasser wird verseucht, sondern auch der Boden insgesamt in diesen Regionen. Kinder, die in diesen Gegenden spielen, erleiden beispielsweise wesentlich häufiger Hautkrebs. Ein Teufelskreis für Mensch und Tier.

Warum riecht Leder so prägnant?

Das für die Lederverarbeitung eingesetzte Chrom ist auch häufig das, was den typischen Ledergeruch ausmacht. Häufig riechen wir bei Leder einen Chemiecocktail aus Gerbstoffen, Bindemitteln, Farbstoffen und Rückfettungsmitteln. Mir wird bei diesem Geruch zugegebenermaßen richtig schlecht. Und das war schon immer so, auch als mir noch nicht bewusst war, was ich da eigentlich trage.

Zahlreiche Studien zeigen, dass beim Einatmen dieses Chroms das Risiko für Lungenkrebs deutlich ansteigt. Stichprobenartige Studien haben gezeigt, dass mehr als die Hälfte aller getesteten Schuhe die Schadstoffgrenzwerte deutlich überschreiten. Gerade bei Kindern wurde dies als Hauptursache für Ekzeme im Fußbereich festgestellt. Oftmals wird hier im Zusammenhang mit Lederschuhen von „giftigen Tretern“ gesprochen, die als Auslöser für „Turnschuhallergien“ gelten. Ein starkes Jucken bis zur Bläschenbildung und Schuppung können ein Zeichen dieser Hauterkrankung sein.

Seitdem ich den Gürtel von Noani habe, trage ich ihn fast ausschließlich und das nicht nur, weil er rot ist :)
Seitdem ich den Gürtel von Noani habe, trage ich ihn fast ausschließlich und das nicht nur, weil er rot ist 🙂

Gibt es Alternativen zu Leder?

Das erste Mal über eine wirklich tolle Alternative bin ich vor Jahren auf dem Laufsteg gestolpert, da ich eine Lederjacke aus Kork von bleed tragen durfte. Ich war total begeistert, weil sie wirklich einfach grandios aussah. Vor ein paar Monaten bin ich auf Instagram über Noani (no animal) gestolpert, in deren veganen Gürtel aus Eukalyptus ich mich verliebt habe. Natürlich in meiner Lieblingsfarbe rot.. O:)

Den habe ich jetzt wochenlang getestet und ich bin wirklich immer noch begeistert. Vor allem, weil Noani nicht nur auf einen nachhaltigen Anbau der Eukalyptusfasern achtet, sondern auch auf den Einsatz von Pestiziden und Gentechnik verzichtet. Wozu der Pestizideinsatz u.a. führen kann, habe ich Euch ja in meinem Blogbeitrag zum Insektensterben geschildert.

Vollständigkeitshalber muss ich sagen, dass die Gürtel von Noani nicht nur aus Eukalyptusfasern bestehen, sondern auch aus Polyester, also Plastik. Dieses Plastik ist allerdings vollständig recyceltes Plastik und daher viel weniger schädlich als „normales“ Plastik. Außerdem produziert Noani ihre Gürtel in einer kleinen Manufaktur in Deutschland, was sich natürlich auch im Preis widerspiegelt. Dennoch sind die Gürtel jeden Cent wert und vereinen für mich alle mir wichtigen Punkte: Sie sind nachhaltig, fair produziert, hochwertig und vegan.

Außerdem unterstützen wir mit dem Kauf ein kleines Unternehmen – ein für mich immer wichtiger werdender Faktor. Bald gibt es wohl auch Taschen aus Ananasfasern, auf die ich total gespannt bin. Ananasfasern sind dabei ein Nebenprodukt der Ananas-Ernte und werden aus den sonst nutzlosen Ananasblättern gewonnen.

Noani stellt beispielsweise vegane Gürtel aus Eukalyptusfasern her
Noani stellt beispielsweise vegane Gürtel aus Eukalyptusfasern her

Warum schreibe ich das?

Viele von Euch werden sich jetzt wahrscheinlich denken, dass ich das nur schreibe, weil ich bestimmt Geld dafür bekomme. Falsch gedacht. Wenn ich etwas toll finde, dann schreibe ich gerne darüber. Und weil es vielleicht auch anderen helfen kann, die nach einer Alternative zu Leder suchen.

Zudem möchte ich Leder nicht nur anprangern, sondern auch zeigen, dass es mittlerweile so viele tolle Alternativen dazu gibt. Wir müssen uns nicht mehr mit Tierfellen und -häuten kleiden, um den Winter zu überstehen. Genausowenig müssen wir Tiere töten, um unseren Hunger zu stillen. Es gibt für alles eine Alternative, wir müssen sie nur nutzen.

Weitere vegane, faire und nachhaltige Produkte findest Du beim Avocadostore* online oder in kleineren Boutiquen vor Ort – wie beispielsweise bei avesu in Berlin oder La Veganista in München. Sogar das Zdf hat einen Beitrag zum Thema „Gift auf unserer Haut“ veröffentlicht, hier der Link zum Video.

Hast Du Dich schon einmal mit dem Thema „Leder“ beschäftigt und hast Du vielleicht noch eine andere Alternative zu gängigem Leder?

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Hier findest Du alle Quellen, auf denen sich mein Blogbeitrag stützt – teilweise auch zum Nachlesen

Arcega-Cabrera, F./Fargher, L. F./Oceguera-Vargs, I./Noreña-Barroso, E./Yánez-Estrada, L., Alvarado, J./González, L./Moo-Puc, R./Pérez-Herrera, N./Quesadas-Rojas, M./Pérez-Medina, S. 2017: Water Consumption as Source of Arsenic, Chromium, and Mercury in Children Living in Rural Yucatan, Mexico: Blood and Urine Levels, in: Bulletin of Environmental Contamination and Toxicology, Vol. 99, 2017, No. 4, pp. 452-459.
https://link.springer.com/article/10.1007/s00128-017-2147-x

Kolomaznik, K./Adamek, M./Andel, I./Uhlirova, M. 2008: Leather waste – Potential threat to human health, and a new technology of its treatment, in: Journal of Hazardous Materials, Vol. 160, 2008, No. 2-3, pp. 514-520.

Nasir, M. S./Nasir, A./Rashid, H./Shah, S. H. H. 2017: Spatial variability and long-term analysis of groundwater quality of Faisalabad industrial zone, in: Applied Water Science, Vol. 7, 2017, No. 6, pp. 3197-3205.
https://link.springer.com/article/10.1007/s13201-016-0467-3

Oberhofer, E. 2017: Oft ist der Turnschuh schuld!, in: ästhetische dermatologie & kosmetologie, Vol. 9, 2017, No. 5, p. 11.
https://link.springer.com/article/10.1007/s12634-017-5510-3

Welling, R./Beaumont, J. J./Petersen, S. J./Alexeeff, G. V./Steinmaus, C. 2015: Chromium VI and stomach cancer: a meta-analysis of the current epidemiological evidence, in: Occupational & Environmental Medicine, Vol. 72, 2015, No. 2, pp. 151-159.
http://oem.bmj.com/content/72/2/151.long

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Wenn du auf so einen Affiliate-Link klickst und über diesen Link einkaufst, bekomme ich vom Avocadostore eine kleine Provision. Für dich verändert sich der Preis allerdings nicht. DANKE für Deine Unterstützung! 🙂

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6 Comments

  • Reply
    Tobias M
    26. November 2017 at 15:13

    Toller Beitrag!
    Mir als Nicht-Veganer war es noch gar nicht so bewusst, dass auch Leder vermieden werden sollte und auch vermieden werden kann. Dabei ist mir noch mehr eingefallen, was Veganer nicht tragen „dürfen“, zum Beispiel Wolle. Wie siehst Du das?
    Ist Wolle noch in Ordnung oder lehnen Veganer das kategorisch ab? Was wäre sonst eine Alternative? Baumwolle ist ja nicht ganz so kuschelig wie Merino-Wolle, Lammwolle oder Kaschmirwolle… 😉

    Liebe Grüße
    Tobias

    • Reply
      rosalazic
      28. November 2017 at 10:28

      Lieber Tobias!
      Tausend Dank für Deine lieben Worte und fürs Kommentieren! Freut mich wirklich sehr, dass Dir mein Blogpost so gut gefallen hat!
      Wie Du schon selbst festgestellt hast: Baumwolle ist vollkommen ok, da ja nicht vom Tier. Schafwolle und auch Daunen sind nicht vegan, auch wenn das Tier dabei nicht sterben muss – ähnlich ist es ja auch beim Honig. Doch das Problem ist, dass Du mit dem Kauf von Schafwolle auch die Massentierhaltung unterstützt. Meist geht es ja um möglichst hohen Ertrag unter möglichst geringem Wareneinsatz und natürlich wird auch die Wollproduktion rationalisiert. Die Leidtragenden sind natürlich die Tiere, die in Ställen eingepfercht sind und unter katastrophalen Bedingungen gehalten werden.
      Falls Du gute Nerven hast, hier ein kleiner Überblick, warum Schafwolle nicht so der Hit ist: https://www.petazwei.de/7-gruende-warum-wolle-gar-nicht-geht
      Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen!
      Alles Liebe und eine schöne Restwoche noch,
      Rosa 😉

  • Reply
    Jana
    5. November 2017 at 10:26

    Mir wurde früher auch immer eingeredet, dass Leder etwas ganz Hochwertiges sei. Zum Glück, konnte ich mich langsam vom Gegenteil überzeugen. Nur kleine Lederpatches auf Schuhen oder Jeans trage ich manchmal noch – aber auch das wird zum Glück weniger.

    Ich finde Kork oder „Ananasleder“ die schönsten Alternativen 🙂

    • Reply
      rosalazic
      5. November 2017 at 12:40

      Liebe Jana,
      vielen Dank für Deinen Kommentar! Ja, da stimme ich Dir vollkommen zu und bei mir hat es ja auch eine Weile gedauert, bis ich auch Leder aus meinem Leben verbannen wollte. Doch wie Du schon sagst, ganz vermeiden ist manchmal auch schwierig, wie beispielsweise bei den Lederpatches. Ich freue mich nur, dass wirklich viele mittlerweile ihren Konsum hinterfragen und dadurch auch der Kauf von Leder und Pelz weniger wird. Vor allem, wenn es so tolle Alternativen gibt, fällt das „Verzichten“ viel einfacher 🙂
      Einen schönen Sonntag Dir noch,
      alles Liebe,
      Rosa

  • Reply
    Anna
    31. Oktober 2017 at 18:48

    Ich finde Kuhleder auch sehr schlimm!
    Toller Beitrag! 🙂

    • Reply
      rosalazic
      31. Oktober 2017 at 19:19

      Liebe Anna,
      vielen lieben Dank für Deinen lieben Kommentar! Jaaa, das geht mir genauso, aber auch wenn ich in fernen Ländern unterwegs bin und da Krokodil- und Schlangenleder sehe, wird mir ganz anders..
      Ich hoffe, dass da ganz bald auch ein Umdenken stattfindet.
      Alles Liebe Dir und eine tolle restliche Woche,
      Rosa 🙂

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