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Stress – Gift für unseren Körper

Stress – unser Körper in Alarmbereitschaft

Boah, ich bin schon wieder so gestresst… Stress’ mich nicht! „Stress“ hat sich mehr oder weniger in den Alltag von jedem von uns eingeschlichen. Doch welche Auswirkungen hat Stress auf unseren Körper – vor allem auf längere Sicht?

Gerade bezüglich Stress bin ich wohl ein Paradebeispiel. Ich arbeite Vollzeit als Model, als künstlerische Fotografin, habe vor zwei Wochen meine Masterarbeit im Vollzeit-Fernstudium abgegeben und blogge zusätzlich. Gerade die letzten Wochen und Monate meiner Masterarbeit waren für mich Stress in geballter Ladung. Ich wollte dennoch alles unter einen Hut bringen und hätte mich am liebsten in fünf geteilt. Ich bin nämlich kein Freund von halben Sachen. So kommt es dann dazu, dass ich gerade in so vollgepackten Zeiten kaum schlafe, um mehr Arbeitszeit zu haben und um trotzdem alles zu schaffen.

Geht das über einen längeren Zeitraum so, werde ich immer krank. Und das, obwohl ich sonst nie krank werde. Für mich bedeutet das: allerhöchste Alarmstufe.
Kommen dann auch noch privater Stress und Probleme jeglicher Art dazu, ist das Fass am Überlaufen. Für mich bedeutete dies zweimal hintereinander eine Nierenbeckenentzündung und eine Rippenfellentzündung mit 7 Tagen Antibiotika bzw. 11 Tagen 2400 mg Ibuprofen – Tageshöchstdosis.

Wir bürden uns zu viel auf

Mir ging es körperlich nie zuvor schlechter. Stress macht mich krank. Zum Glück ist die Masterarbeit nun abgegeben und ich wieder entspannter. Ja, ich fühle mich sogar richtig befreit und kann mich endlich wieder den schönen Dingen des Lebens widmen und der Arbeit, die mir wirklich von ganzem Herzen Spaß macht: meinem Blog, dem Modeln und der Fotografie. Und Schlafen!
Doch reagiere nur ich so auf Stress oder was sagt die Forschung dazu? Und gibt es so etwas wie „positiven Stress“?

Wieso fällst Du bei dem ganzen Stress nicht um? – Keine Zeit!

Stresshormone beherrschen unsere Körperfunktionen

Wie alle unserer Körperfunktionen hat auch Stress seine Daseinsberechtigung und geht auf unsere Anfangszeiten zurück, als wir es noch mit Säbelzahntigern zu tun hatten und lebensbedrohlichen Situationen ausgesetzt waren. Waren wir einer solchen Situation ausgesetzt, mobilisierte unser Körper alle seine Energien mit Hilfe der Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin, um flüchten oder kämpfen zu können – ein Kampf ums Überleben, in dem auch die Stresshormone abgebaut wurden.

Heutzutage werden wir von ganz anderen Dingen gestresst, die zwar nicht so akut lebensbedrohlich sind wie der Kampf mit einem Säbelzahntiger, aber dennoch schwerwiegende Folgen haben können. Uns plagen eher Probleme wie die Bewältigung von unserer Arbeit, Probleme im Studium, Sorgen um unsere Kinder/ Neffen/ Nichten, Existenzängste, nervige Artgenossen oder Anforderungen, die wir selbst an uns stellen. Fühlen wir uns gestresst, mobilisiert unser Körper genau dieselben Energien sowie Stresshormone. Diese werden heutzutage aber nicht in einer Flucht oder einem Kampf abgebaut und stauen sich folglich in unserem Körper.

Wir brauchen einen Ausgleich oder Ventil für unseren Stress

Problematisch wird dies vor allem dann, wenn sich dieser Stresslevel über einen längeren Zeitraum erstreckt und wir keine Ruhephasen haben, in denen wir unserem Körper eine Auszeit gönnen. Es ist wichtig uns bewusst Zeit für uns selbst zu nehmen – gesunder Egoismus. Beispielsweise würde uns genügend Schlaf oder regelmäßiger Sport, der uns Spaß macht, in chronischen Belastungsphasen sehr guttun. Gewohnheiten, die viele als Stressbewältigung sehen, wie Rauchen, Alkohol, eine falsche, zuckerreiche Ernährung, Medikamentenmissbrauch oder das „Verzichten auf Sport, weil man eh schon so geschafft ist“ verschärfen die Situation zusätzlich.

Meine letzten Wochen der Masterarbeit ziemlich gut auf den Punkt getroffen :D
Meine letzten Wochen der Masterarbeit ziemlich gut auf den Punkt getroffen 😀

Stress – Alterung in Zeitraffer

Gönnen wir unserem Körper keine Ruhephasen, in denen er runterfahren kann, kann dies schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Erste Warnsignale sind meist Schlafprobleme, die u.a. mit dem erhöhten Cortisolspiegel im Zusammenhang stehen. Cortisol als Stresshormon soll uns ja auch in Alarmbereitschaft halten, damit wir den Kampf ums Überleben auch überleben und eben nicht einschlafen. Weitere Warnsignale für eine erhöhte Belastung über längere Zeit können ein erhöhter Blutdruck, Rastlosigkeit, Sodbrennen, Übersäuerung, ein vermehrtes Unwohlsein, Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit, Ängste, Motivationsprobleme, Gereiztheit, etc. sein.

Steht unser Körper unter Dauerstress kann dies u.a. zu Infarkten, Geschwüren, Diabetes, Übergewicht, Alzheimer, Infektionserkrankungen, Tinnitus, Unfruchtbarkeit, sexueller Unlust, Osteoporose, Kopf- und Rückenschmerzen und im Extremfall zur Begünstigung von Tumor- und Krebserkrankungen führen. Kommen psychische Einschränkungen hinzu, spricht man heutzutage auch vom „Burnout-Syndrom“. Hierunter fallen vor allem ein anhaltender und schwerwiegender Erschöpfungszustand, gepaart mit Angstzuständen sowie körperlichen Einschränkungen. 

Zurückzuführen sind all diese vermehrten Erkankungswahrscheinlichkeiten auf den erhöhten Stress- und Cortisolpegel. Letzterer führt u.a. dazu, dass wir mehr freie Radikale in unserem Körper haben, die unsere Zellen langfristig gesehen schädigen und die Alterung beschleunigen. Zudem begünstigt dieser chronische Alarmzustand die Produktion von Säuren in unserem Körper. Folglich übersäuern wir. Dies äußert sich vor allem in Magen-Darm-, Verdauungs- und Hautproblemen. Bekanntlich schlägt Stress auf den Magen. Folgen von einem gestörten Säure-Basen-Haushalt, habe ich Dir bereits in diesem Blogpost beschrieben.

Was können wir tun?

Das Zauberwort heißt hier „Entschleunigen“, so gut es geht. Das mag jetzt auf den ersten Blick ziemlich plump klingen, ist es aber auch. Viele Dinge, die uns stressen, sind es nämlich überhaupt nicht wert. Aber auch ich musste das erst einmal lernen. Vor allem Dinge, die man ohnehin nicht ändern kann, sollte man sich auch nicht zu Herzen nehmen und Menschen, die einem nicht gut tun, kann man auch getrost in die Tonne kloppen und sich von ihnen distanzieren.

Ich beobachte mein Umfeld sehr gerne und vielleicht gerade, weil ich selbst schon Schlimmes erlebt habe, sehe ich mein Leben mit anderen Augen, lebe viel bewusster und höre mehr in mich hinein. Beispielsweise liebe ich meine Jobs, übe sie mit Leidenschaft aus und für mich sind sie überhaupt keine „Arbeit“. Ich bin dankbar, dass ich die Freiheit habe, meine Leidenschaften als Beruf ausüben zu dürfen. Auch wenn ich manchmal weitaus mehr als 40 Stunden in der Woche arbeite, ist es dennoch für mich kein negativer, sondern „positiver Stress“.

Wir müssen unseren Stress bewältigen und abbauen

Und das ist auch einer der Schlüssel der effektiven Stressbewältigung: Die Dinge mit anderen Augen zu sehen, sich nicht „stressen“ zu lassen und sich auch an kleinen Dingen zu erfreuen. Wann hast Du Dich das letzte Mal gefreut morgens bei Sonnenschein aufzustehen, in Deinem Lieblingscafé zu sitzen oder Zeit mit Deinen Liebsten zu verbringen? Keine Existenzängste zu haben und zufrieden mit Dir und Deinem Körper zu sein? Mensch um Dich herum zu haben, die Dich lieben, weil Du gerade so bist, wie Du bist? Dir zu essen kaufen zu können, wonach Dir gerade ist?

Wann hast Du das letzte Mal das Autoradio bis zum Anschlag gedreht, als einer Deiner Lieblingssongs gespielt wurde? Viel zu oft ärgern wir uns über Dinge, die wir ohnehin nicht ändern können: Staus, schlechtes Wetter oder unfreundliche Menschen. Vielmehr sollten wir lernen, dankbarer zu sein, mehr auf uns selbst zu achten, uns gesund zu ernähren, unsere Lieblingsmusik zu hören, uns zu belohnen, uns Träume zu erfüllen, glücklicher, zufriedener und lockerer zu sein. Ganz ehrlich: Welche unserer Probleme sind ernsthafte Probleme und welche nur Luxusprobleme? Da draußen gibt es bestimmt den ein oder anderen, der gerne Deine „Probleme“ hätte 😉

Einfach mal 5 gerade sein lassen

Auch eine kleine Portion mehr Realismus würde keinem von uns schaden: Die Welt geht sicherlich nicht unter, wenn wir den ein oder anderen Follower bei Instagram verlieren, nicht 24/7 erreichbar sind und nicht jede Mail sofort beantworten: Wir arbeiten, um zu leben und leben nicht, um zu arbeiten. In diesem Sinne: Ein wunderschönes Wochenende – genießt die Sonnenstrahlen auf Eurer Haut, den Geruch von frischgebrühtem Kaffee, das Vogelgezwitscher und die Tatsache, dass Ihr wahre Freunde um Euch herum habt. Weg mit den Stress- und her mit den Glückshormonen! 🙂

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Stress, Ausgebranntsein und Burn-Out sind in aller Munde – doch was genau macht Stress langfristig gesehen mit unserem Körper?

Wie immer hier meine Quellen/Studien zu diesem Blogpost – teilweise zum Selbstnachlesen!

Foster, J. A./Rinaman, L./Cryan, J. F. 2017: Stress & the gut-brain axis: Regulation by the microbiome, in: Neurobiology of Stress, Vol. 7, 2017, pp. 124-136.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5736941/

Schneiderman, N./Ironson, G./Siegel, S. D. 2005: Stress and Health: Psychological, Behavioral, and Biological Determinants, in: Annual Review of Clinical Psychology, Vol. 1, 2005, pp. 607-628.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2568977/

Ulrich-Lai, Y. M./Fulton, S./Wilson, M./Petrovich, G./Rinaman, L. 2015: Stress Exposure, Food Intake, and Emotional State, in: Stress, Vol. 18, 2015, No. 4, pp. 381-399.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4843770/

Yau, Y. H./Potenza, M. N. 2013: Stress and eating behaviors, in: Minerva Endocrinologica, Vol. 38, 2013, No. 3, pp. 255-267.

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